Keine halben Sachen! – Mehrsprachigkeit

„Keine halben Sachen“ – dieser Vorsatz gilt insbesondere auch beim Erlernen von Sprachen. Lange Zeit hat die Forschung kontrovers darüber diskutiert, wie die sprachliche Entwicklung von Kleinkindern durch den Kontakt mit einer zweiten Sprache beeinflusst wird. Sind Kinder in der Lage, zwischen der Sprache ihrer Eltern (der „Muttersprache“), mit der sie in der Regel als erstes in Berührung kommen, und einer Zweitsprache (z.B. Deutsch) zu unterscheiden? Oder anders gefragt: welche Sprache nehmen die kleinen Sprecher überhaupt als ihre Muttersprache wahr? Die Sprache, in der sie hauptsächlich Zuhause mit ihren Eltern kommunizieren oder mit Gleichaltrigen beim Spielen in der Kita verwenden? Diese und weitere Fragen führen in vielen Fällen dazu, dass Eltern verunsichert sind und es ihnen im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlägt und sie daher nicht wissen, wie sie mit ihren Kindern sprechen sollen!

Ein weit verbreiteter Ansatz von vielen – auch türkischstämmigen – Eltern ist es, mit den Kleinen Zuhause größtenteils nur Deutsch zu sprechen. Die Intention ist offensichtlich und zweifellos auch gut gemeint: die Kleinen sollen so früh wie möglich mit der Mehrheitssprache, die spätestens in Kita oder Grundschule auf sie wartet, in Kontakt kommen. Leider gerät hierbei die Muttersprache in den Hintergrund und wird z.T. von den Eltern nicht nennenswert gefördert und nur dort gesprochen, wo erforderlich (wie zum Beispiel beim Besuch der Großeltern). Dies ist nicht nur schade, sondern laut neuesten Studien auch grundsätzlich nicht zu empfehlen.

Denn laut aktueller Forschung wird der Sprache der Eltern, also der Muttersprache, heute größtenteils eine entscheidende Funktion im weiteren Spracherwerb der Kinder zugesprochen und es wird immer wieder betont, dass ein sicheres Beherrschen der Muttersprache die Kinder in die Lage versetzt, eine zweite Sprache viel einfacher zu erlernen. Die Muttersprache dient sozusagen als Fundament für die weitere sprachliche Entwicklung des Kindes. Und was beim Hausbau niemand in Frage stellen würde, gilt auch in Bezug auf Sprache: das Fundament muss stabil sein! Denn nur was auf einem sicheren Fundament steht, kann auf Dauer Bestand haben. Daher steht die Muttersprache heute mehr denn je im Fokus der Sprachforschung.

Für weitere Informationen: http://www.kindergesundheit-info.de/themen/entwicklung/alltagstipps/entwicklungsschritte/mehrsprachigkeit-unterstuetzen/?query=Mehrsprachig
Erkan Dereli

 

(Foto: ©  Olesia Bilkei  – Fotolia.de)

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