(Ver-) Schlafenszeit

Liebe Mamannes…

wie ihr euch wahrscheinlich erinnern könnt, habe ich in meinem letzten Blogbeitrag über die gelegentliche Unvereinbarkeit zwischen der türkischen Gastfreundschaft, die ich sehr wertschätze und den vielen Aufgaben als Vollzeit berufstätige Mama geschrieben.

Als Fortsetzung dessen möchte ich euch etwas erzählen… Eine weitere Panne… Aber später…

Auf Wunsch einer Freundin möchte ich in diesem Beitrag ein paar Eindrücke aus meinem „Erfahrungsbuffet“ mit euch teilen und zwar zum folgenden Thema:

„Einschlafprobleme – Wie lernen Babys, alleine einzuschlafen?“

(Ein-)schlafen will auch gelernt sein. Für manche Erwachsene ist das Ausschlafen lebensnotwendig, für andere wiederum eine Zeitverschwendung… Manche verbringen die Hälfte ihres Lebens im Schlaf, manchen Menschen reichen sogar 4 Stunden am Tag vollkommen aus. Schlafen kann nach einem anstrengenden Tagesablauf sehr erholsam sein; kann aber auch zur Qual werden, wenn man unter Schlaflosigkeit leidet. Wie ist es eigentlich bei Kindern und Babys? Babys brauchen in den ersten Tagen und Wochen nach ihrer Ankunft ganz viel Schlaf, um sich von der anstrengenden Geburt zu erholen. Das hört sich erst einmal sehr erleichternd an, weil man denkt, dass es umso einfacher ist, als Mama sich auch zurückzulehnen und sich den kleinen Nachkömmling beim Schlafen zuzusehen. So ist es aber nicht immer; bei meinen Kindern jedenfalls war es nicht der Fall. Denn, es ist zwar richtig, dass Babys viel schlafen, aber das heißt nicht, dass sie über eine längere Zeit durchschlafen. Meine beiden Jungs haben es mir wirklich nicht leicht gemacht… Wie viele Babys hatten beide in den ersten drei Monaten die sogenannte Dreimonatskolik, das heißt, sie hatten ganz oft Bauchweh und wollten jede bzw. jede halbe Stunde von Mama getröstet und getragen werden. Beide haben Muttermilch bekommen, deshalb achtete ich besonders darauf, dass ich keine Lebensmittel verzehre, die Blähungen verursachen. Trotzdem waren diese Koliken nicht zu stoppen. Schlaflose Nächte waren an der Tagesordnung.

Eine Anekdote

Nun komme ich zu dem für mich sehr unangenehmen Ereignis, den ich zu Beginn erwähnt habe. An einem Wochenende besuchte mich eine sehr gute Freundin. In der Nacht zuvor hatte ich kaum geschlafen, weil Alpi wegen den ersten Zähnchen immer wieder wach wurde. Nach einem gemeinsamen Abendessen und türkischem Tee, war Alpis Schlafenszeit gekommen. Ich sagte zu meiner Freundin, dass ich in 20 Minuten wieder da bin, nachdem Alpi eingeschlafen ist. Sie nickte verständnisvoll und sagte, dass sie solange fernsehen kann.

Ich legte mich mit meinem Baby ins Bett und kuschelte mit ihm…An das türkische Gute-Nacht-Lied, den ich gesungen habe, erinnere ich mich noch: „Uyusun da büyüsün niiinni, tıpış tıpış…“ Dabei schlief ich ein… Ich machte die Augen auf und sah auf die Uhr, es war 3.34 Uhr. Ich hatte geträumt, dass meine Freundin mich besucht hatte… Oder? Oh nein!!! Es war kein Traum, sie war tatsächlich da und ich hatte einfach verschlafen… Ich stand auf und ging ins Wohnzimmer. Sie war aber nicht mehr da.
Meinen Gast habe ich ungewollt im Wohnzimmer sitzen lassen und geschlafen…Ich wollte doch „nur“ mein Baby ins Bett bringen; normalerweise dauerte es ca. 20-30 Minuten bis er einschlief, aber an dem Abend war er so überdreht, dass er partout nicht einschlafen wollte. Es kam öfter mal vor, dass ich die Besucher alleine lassen musste, weil ich meinen Sohn ins Bett brachte und mich zu ihm hinlegte. In fast allen Fällen gelang es mir, nicht dabei einzuschlafen. Bis zu diesem Abend, als ich meine Freundin ca. 2 Stunden auf mich warten ließ und sie dann gemerkt hat, dass ich eingeschlafen bin und ging. Das schlechte Gewissen plagte mich wochenlang.

An dieser Stelle fällt mir ein Zitat von Nietsche ein: Schlafen ist kein geringes Kunststück, denn man muss den ganzen Tag dafür wach bleiben.“ Als Mama oder Papa auch mal die ganze Nacht, so dass man sogar die Gastfreundschaft verschläft…

Rituale stärken unsere Kinder

Als Alpi auf die Welt kam, war ich 21 Jahre alt, also noch sehr jung. Das war auch der Grund, dass ich in Sachen Kindererziehung verunsichert und unerfahren war. Nach mehreren Versuchen habe ich es nicht geschafft, meine Kinder ins Bett zu legen und nach einem Ins-Bett-Geh-Ritual und einem Küsschen, „Gute Nacht“ zu sagen und aus dem Zimmer zu gehen, so wie es in den meisten Erziehungsratgebern stand. Deshalb legte ich mich dazu und kuschelte mit meinem Sohn. Ein Gute-Nacht-Lied auf Türkisch: z.B. „Uyusun da büyüsün ninni, tıpış tıpış yürüsün ninni“ bzw. das einzige deutsche Lied, das ich kannte: „Schlaf Kindlein schlaf…“ dürften sich meine Söhne auch von mir anhören. Ab ca. 1 Jahr gab es vor dem Lied auch eine Gute-Nacht-Geschichte. Mal von Nasrettin Hoca oder Keloğlan, mal von Till Eulenspiegel…

Tja, nach so vielen Jahren kann ich aus Erfahrung sagen, dass es beim „Ins-Bett-Bringen“ der Kleinen darauf ankommt, regelmäßig, am besten zur gleichen Zeit durchzuführende Rituale festzulegen und diese auch einzuhalten, vor allem in den ersten Lebensjahren. Später können auch mal Ausnahmen gemacht werden, weil sie dann eher in der Lage sind, diese Ausnahmefälle zu akzeptieren.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch, dass der Stress der Eltern sich automatisch und unbewusst auf unsere Babys bzw. Kinder überträgt. Aus diesem Grund ist eine harmonische Atmosphäre zu Hause für einen möglichst reibungslosen Familienalltag mit Kindern von großer Bedeutung. Mittlerweile sind meine Kinder älter und dürfen ihre Rituale selbst festlegen. Ich begleite sie trotzdem gerne dabei, wenn sie es sich wünschen. Für mich ist das wichtig. Sie sind bis um 16 Uhr in der Schule, deshalb bleibt nicht viel Zeit für die Kommunikation untereinander. Daher kann sich diese Austauschphase auch mal auf den Abend verlagern. Als Mutter oder Vater muss Jede_r selbst einen Weg finden, den Prozess des Schlafengehens für alle Beteiligten zu erleichtern. Für diesen Weg gibt es kein einheitliches Rezept, – wie in allen Erziehungsthemen – was für alle Kinder gleichermaßen anwendbar ist. Das Wichtigste ist, dass beide Elternteile sich damit anfreunden und auch konsequent umsetzen können. Dabei sollte natürlich auch auf besondere Bedürfnisse der Kinder z. B. in Krankheitsfällen eingegangen werden.

Ruhig, gelassen und konsequent sein, hilft!

Ich habe immer wieder versucht, dass meine Kinder so früh wie möglich alleine in ihrem Zimmer einschlafen. Das Ergebnis war, dass es bei beiden erst mit 6 Jahren geklappt hat, weil ich erst dann mit Ruhe und Gelassenheit konsequent sein und hinter meiner Entscheidung stehen konnte. Wenn ich jetzt zurückblicke, merke ich, dass ich diese abendlichen Kuscheleinheiten mit meinen Kindern auch genossen habe und wahrscheinlich selber nicht darauf verzichten wollte. Einige Freunde rieten mir, den Kleinen einfach ins Bett zu legen und rauszugehen. Während meiner Versuche kritisierte mich meine Mutter und sagte genau das Gegenteil, weil sie es nicht aushalten konnte, wenn ihre Enkelsöhne weinten. Im türkischen Erziehungsstil lässt man Kinder nicht weinen. Wir verwöhnen unsere Kinder gerne. Denn es geht in erster Linie um das eigene Mutterherz. Mit der Zeit habe ich gelernt, dass das konsequente Elternverhalten den Kindern sowie auch den Eltern selbst gut tut. Trotzdem gibt es immer noch bestimmte Situationen, in denen ich meine Kinder auch gerne verwöhne, weshalb evtl. die Selbständigkeit meiner Jungs sich etwas später entwickelt als erwünscht. Aber so ist es halt… Man/frau oder Mutti mit türkischer Zuwanderungsgeschichte kann halt aus ihrer Haut nicht heraus.

PS: Nach Jahren passierte das unangenehme „Gast-Verschlafen“ während des Besuches derselben Freundin erneut, mit einem kleinen Unterschied: Diesmal musste Mert ins Bett…

Hier noch ein Tipp, wie Babys angeblich in 40 Sekunden einschlafen. Probiert, habe ich es nicht. Jetzt sind meine Babys auch schon groß.
http://www.hurriyetaile.com/bebek/bebegin-uykusu/40-saniyede-bebek-uyutma-yontemi_18404.html

Welche Erfahrungen habt ihr zum Thema gemacht? Ich bin gespannt auf eure Kommentare! Bis bald.

  1. Berna Süral

    Liebe Sevgi,
    danke das du an mich/uns gedacht hast. Du bist ein Schatz

  2. Sevgi Kalayci

    Gerne liebe Berna, ich würde mich freuen, wenn du über deine Erfahrungen mit Zwillingen berichten würdest. Wie bringst du sie eigentlich ins Bett? Das stelle ich mir nicht einfach vor. LG Sevgi

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