Bilinguale Erziehung in einer deutsch-türkischen Partnerschaft

Bilinguale Erziehung – Warum meine Kinder kein Türkisch sprechen

In meinem Blog-Beitrag „Warum meine Kinder keine türkischen Vornamen haben“ bin ich auf den traditionellen und kulturellen Zwiespalt bei der Namenswahl für den Nachwuchs deutsch-türkischer Paare eingegangen. Eine weitere wichtige Frage, die sich stellt, ist die Frage der Zweisprachigkeit.

Die Bilinguale Erziehung, so der Fachausdruck, ist nämlich eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Sie erfordert viel Zeit, Disziplin, Ausdauer und in gewissem Maße auch Mut, denn im Alltag können „Probleme“ auftauchen, die man so vorab vielleicht nicht unbedingt erwarten würde.

Im folgenden Beitrag möchte ich euch daher erzählen, warum unsere Kinder nicht bilingual aufwachsen und (noch) kein Türkisch können.

Grundvoraussetzung der bilingualen Erziehung – Muttersprachniveau und natürlicher Spracherwerb!

Die zu erlernende Sprache muss für das Kind natürlicher Bestandteil seines Alltags sein und sich ihm aus dem Kontext heraus nachvollziehbar erschließen. Der Spracherwerb erfolgt auf spielerische Weise und darf auf keinen Fall zur Überforderungen führen, weder beim Kind noch beim Elternteil. Eine Grundvoraussetzung für die „Weitergabe einer Sprache“ ist also, das Beherrschen dieser auf Muttersprachniveau. Die Mutter bzw. der Vater muss sich auch emotional in der Sprache zuhause- bzw. wohlfühlen und sich perfekt ausdrücken können.

Genau da liegt im Grunde schon unser Hauptproblem. Mein Mann beherrscht zwar die türkische Sprache, aber bei weitem nicht so gut, dass man von natürlichem emotionalem Sprachgebrauch sprechen kann. Kurz – er spricht besser Deutsch als Türkisch.

Hinzu kommt, dass wir in den Jahren des Spracherwerbs unserer Kinder in Österreich lebten und dadurch kaum Berührungen mit der türkischen Sprache im Alltag hatten. Unsere Familiensprache und die unseres sozialen Umfelds waren Deutsch, bzw. Österreichisch. ; ) Die „türkische Familie“ lebte weit entfernt und selbst bei Familienbesuchen wurde kaum Türkisch gesprochen. Die wenige gemeinsame Familienzeit (im Jahr) wollte man schließlich genießen und nutzen, um gerade mit den Enkeln, Nichte und Neffe eine gute Beziehung aufzubauen. Durch die räumliche Distanz verschlechterte sich das Türkisch meines Mannes noch zusätzlich – ein „Teufelskreis“.

Die Grundvoraussetzungen Muttersprachniveau und natürlicher Spracherwerb waren also bei uns nicht erfüllt.

Herausforderungen des Alltags in der zweisprachigen Erziehungswelt

Natürlich hätten wir uns trotz der schwierigen Ausgangslage für eine bilinguale Erziehung entscheiden können. Es gibt mit Sicherheit genug Paare, die sich bei gleichen Gegebenheiten der Herausforderung stellen. (Es gibt sogar Eltern, die ihren Kindern eine Sprache vermitteln wollen, die von keinem der beiden die Muttersprache ist. Quasi eine Investition in die Zukunft…)

Ob man seinem Kind in diesem Fall allerdings einen Gefallen tut, ist meines Erachtens eher fraglich. Viel zu groß wäre meine Angst, sprachlich mehr Schaden als Nutzen anzurichten. Lieber eine Sprache richtig beherrschen, als zwei oder mehr Sprachen mehr schlecht als recht zu sprechen. Und die alltäglichen Herausforderungen der bilingualen Erziehung sind ja nun auch nicht zu unterschätzen. Diesem sprachlichen „Stress“, u.a. der sprachlichen Konsequenz im Alltag, setzt man sich doch nicht freiwillig aus, oder?!

Bilingual Aufwachsen – es ist nie zu spät

Außerdem ist Zweisprachigkeit ein dynamischer lebenslanger Prozess. Insofern ist es nie zu spät, um mit dem türkischen Spracherwerb anzufangen. Meine siebenjährige Tochter äußert in den letzten Wochen vermehrt den Wunsch, Türkisch zu lernen. Und ich finde Eigenmotivation ist ohnehin die beste Basis für den Erwerb einer Sprache. Was also aufgrund der Umstände in unserer Familie bislang nicht möglich war, kann jetzt nachgeholt werden – schließlich leben wir mittlerweile auch wieder in Berlin und sind damit der türkischen Sprache nicht nur familiär wieder viel viel näher.

Wer weiß, vielleicht sprechen meine Kinder eines Tages doch noch besser Türkisch als ihr Baba?!

In zwei Wochen heißt mein Thema: Mein Verhältnis zur türkischen Sprache – Ob ich nochmal Türkisch lerne(n sollte)?!

Ich hoffe ihr seid wieder dabei?!

Bis bald, Eure Lena 🙂

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