In meinem Beitrag vor zwei Wochen, Bilinguale Erziehung – Warum unsere Kinder kein Türkisch sprechen, habe ich erklärt, warum wir uns gegen eine zweisprachige Erziehung entschieden haben. Vielleicht hätten wir eine andere Wahl getroffen, wenn ich der türkischen Sprache in angemessenem Maße mächtig gewesen wäre?! Warum ich das nach wie vor nicht bin und auch nicht weiß, ob ich es jemals (ansatzweise) sein werde, möchte ich euch diesmal erzählen.
Anfangs gute Aussichten auf das Erlernen der türkischen Sprache
Die Aussichten für meinen Erwerb der türkischen Sprache standen am Anfang gar nicht schlecht. Nicht nur, dass ich zu Beginn unserer Partnerschaft viel offener und interessierter an der Sprache selbst war, durch unsere Zeit in Istanbul hatte ich außerdem das tiefe innere Bedürfnis, Türkisch zu lernen. Ein Intensivsprachkurs in Istanbul war die Folge.
Ich war eine gute Schülerin und lernte recht schnell einfache Grundlagen. Doch zurück in Deutschland verlor ich schon bald die Lust an der türkischen Sprache, weil bestimmte Teile der türkischen Großfamilie mich immer wieder auf Türkisch „vollquatschten“ und so taten, als müsste ich schon nach wenigen Monaten einen Großteil verstehen und einer lauten, lebhaften türkischen Konversation einigermaßen folgen können. Das nervte mich und machte mich zum Teil auch wütend, weil eben selbige Leute seit Jahrzehnten in Deutschland leben und eben nicht ausreichend gut Deutsch sprechen! Wo bitte bleibt da der Realitätsbezug?
Keine Lust (mehr) auf die türkische Sprache
Es ärgerte mich, dass von mir quasi (nicht von allen!) erwartet wurde Türkisch zu lernen, um sich mit mir unterhalten zu können. Gut, ich verstehe, dass man sich bei Familientreffen gerne in seiner Muttersprache unterhält und nicht auf eine Einzelperson rücksichtnehmen möchte. Das habe ich ja auch nicht erwartet, außer vielleicht etwas von meinem Mann.
Aber wenn jemand neu in eine Familie kommt, sollte man doch ein wenig Interesse an der Person zeigen. Da könnte man sich durchaus erstmal auch auf Deutsch unterhalten. Das geschah aber eher selten und wirklich willkommen und wohl habe ich mich am Anfang nicht gefühlt…ich war halt da.
Hinzu kamen die Hochzeitsvorbereitungen und das traditionelle und kulturelle Gezerre an uns als deutsch-türkisches Paar. Das ging wirklich an die Nerven und war teilweise kritisch für unsere Partnerschaft. Alles zusammen hat dazu geführt, dass ich mich dem Türkischen gegenüber mehr und mehr verschlossen und auch die Sprache für mich abgelehnt habe. Ich hatte einfach genug!
Mein Fazit und meine Aussicht für die Zukunft
Jetzt, ein paar Jahre später, hat sich mein Blick auf das Ganze wieder etwas abgemildert. Es war für alle Beteiligten keine leichte Zeit und eine Herausforderung, mit dem gegenseitigen „Anderssein“ klarzukommen und sich mit den traditionellen und kulturellen Differenzen zu arrangieren. Rückblickend kann ich sagen, dass ich in den folgenden Monaten, ja Jahren, aus Trotz vielleicht etwas zu sehr dicht gemacht habe. Heute finde ich wieder etwas mehr Gefallen an der türkischen Sprache und kann mir sogar vorstellen, doch nochmal einen Versuch, diese Sprache zu erlernen, zu wagen. Vielleicht ja gemeinsam mit meinen Kindern, die ja auch vermehrt den Wunsch äußern, die Sprache ihres Babas und ihrer Großeltern zu verstehen und zu sprechen.
Mein Mann würde sich bestimmt riesig freuen, wenn er sich irgendwann einmal, zumindest ansatzweise, mit mir auf Türkisch unterhalten könnte. Und ihm diesen Wunsch zu erfüllen, wäre ja ein schöner Anreiz!
Pingback: Bilinguale Erziehung - Sollen wir, oder besser nicht?MAMANNE.de